Mittwoch, 27. Februar 2008

Die Semesterferien

Mittlerweile bin ich komplett in Ferienstimmung, und das obwohl meine Studentenwohnung eingerichtet wird, fürs Chemiepraktikum gelernt wird und auch sonst einiges ansteht, was es zu erledigen gilt. Erwacht aus der Taubheit und der inneren Leere fühle ich mich beseelt von neuer Energie, neuem Antrieb und neuer Motivation. Nur noch 1 1/2 Jahre gilt es durchzuhalten, 1 1/2 Jahre voll schwieriger, theorielastiger Testate, die bestanden werden müssen. Danach öffnet sich mir jedoch das eigentlich Spannende im Arztdasein: der Mensch. Der kranke Mensch, der behandelt werden muss. Es wird praktisch, es wird interessant und genau DAS ist es auch worauf ich hinarbeite. Als Arzt darf man sich vom Vorgeplänkel unterkriegen lassen, man darf seine Menschlichkeit und seine Persönlichkeit nicht verlieren und unter dem Stress fast kaputtgehen. Manchmal ist weniger Lernen mehr und gerade für die Zukunft als Arzt ist es unerlässlich Hobbies, Freude, Kontakte zu pflegen; Ziele vor Augen zu haben und ein Wertesystem aufzubauen und zu erhalten. Wer viel weiß, aber unter dem Stress verzweifelt, depressiv wird und seine Menschlichkeit verliert, wer emotionale Taubheit spürt und nicht die wirklich wichtigen Dinge im Leben erkennt, wer nicht weiß, was Freude und was Kummer ist, wer nicht abwägen kann, was gut und was schlecht ist, wer ethische Fragen übergeht und durchdrungen wird von einer geistigen Leere, wie möchte so einer Entscheidungen treffen, für den Patienten da sein, den Menschen ganzheitlich behandeln? Arztsein ist doch viel mehr als das Diagnostizieren und Therapieren von Krankheiten, DESHALB ist es wichtig nicht nur für das Studium zu leben. Eine Grundkenntnis und ein Verständnis der Medizin ist unerlässlich zur Behandlung, aber es ist nicht alles.

Dienstag, 12. Februar 2008

A Feeling of Freedom

Nach einer durchlernten Nacht von Donnerstag auf Freitag verließ ich die Histologieklausur mit einem schalen Gefühl und das trotz eines hohen Wissenzuwaches über die Nacht. Leer, so fühlte ich mich die nächsten Tage. Es gab plötzlich nichts mehr zu tun, das Wetter war traunhaft, doch ich fühlte mich falsch, immer noch getrieben von dem Zwang zu lernen. Die Freiheit beunruhigte mich, machte mich nervös. Ich strich meine Wohnung, verlegte Boden, erst langsam akklimatisiere ich mich an meine zunehmende Freizeit. Der Stress fällt von mir ab, ich lerne wieder zu leben, das Schöne zu sehen und erkenne, dass es auch schöne Zeiten gibt, Zeiten des Glücks, ein unglaubliches Gefühl des Freiseins. Bin ich eigentlich frei? Hab ich einen freien Willen? Ich fühle mich frei, ich kann mich frei bewegen, frei entscheiden; doch merke ich, dass ich mich noch kürzlich unfrei fühlte, gehetzt von dem Lernen-müssen, den Tunnelblick auf die nächste Klausur fixiert. Fragen treiben an die Oberfläche meines Bewusstseins.
Ist es das alles eigentlich wert? Sich und sein Leben total aufzuopfern, sich in den Hintergrund zu stellen für den zukünftigen Beruf? Gibt es keinen Mittelweg, kann man das Studium nicht angehen ohne depressionsähnliche Zustände, ohne dauernd geschlaucht zu sein? Kann man nicht einfach viel lernen und trotzdem Spaß und Freizeit haben? Es ist ganz klar, dass das Leben kein Kinderspiel ist und es Momente des höchsten Glücks und Momente der tiefsten Traurigkeit gibt; doch müssen die Wechsel immer so extrem ausfallen?
Bald steht das Chemiepraktikum an und es gibt wieder etwas zu lernen, doch ein Ziel steht: sich weniger zu schlauchen und mehr zu Leben, es muss möglich sein.

Freitag, 8. Februar 2008

Spät in der Nacht...

...sitze ich hier und lerne... von Müdigkeit gequält zwinge ich mich dennoch weiterzulernen. Wichtige Prüfungen liegen hinter mir - trotz hoher Durchfallquoten bestanden- doch Histologie, der letzte große Brocken vor den Semesterferien liegt noch vor mir. Ich hab definitiv zu wenig gemacht, aber es blieb bei sovielen Klausuren parallel keine Zeit. Der dritte Liter Kaffe findet sein Endziel in meinem Magen und die Lernerei geht munter weiter... nur noch knapp 20 stunden verbleiben bis zur Klausur. Die Nervosität wird hinten angestellt, das letzte Wissen eingetrichtert und die Altklausuren gekreuzt, gekreuzt und nochmal gekreuzt. Langsam verschwimmen die Kästchen und ich nicke weg, wache wieder auf überm Folien-anzeigenden Laptop und einer halb-gekreuzten Altklausur.. nicht aufgeben.. weitermachen, es sind nur noch wenige Stunden. Trotzdem fühle ich eine gewisse Sicherheit. Mich durchströmt der Wille nicht aufzugeben und weiterzumachen. Ich bewundere alle, die jetzt schlafen dürfen.. ich kanns nicht, aber Morgen ist auch noch eine Nacht.. gute Nacht!

Freitag, 1. Februar 2008

Der erneuerbare Mensch - tote Herzen zum Leben erwacht

Ist es möglich tote Herzen zu kuriereren und wieder zum Schlagen zu bringen? JA, das fanden Forscher aus den USA heraus.
Unlängst berichtete die Wochenzeitung "Die Zeit", dass es amerikanischen Forschern der "University of Minnesota" gelungen sei, ein totes Rattenherz wieder zum schlagen zu bringen. Dazu haben sie zuerst das Rattenherz mit Detergenzien bearbeitet und die Herzmuskelzellen entfernt und dann das verbliebene Kollagengerüst des Rattenherzes mit sogenannten Progenitor-Zellen bestückt. Das sind sehr anpassungsfähige Zellen, die im Rattenherz neues Gewebe und neue Gefäße formten. Nach 8 Tagen schlug das Rattenherz wieder. Ähnliche Verfahren haben die Forscher auch schon erfolgreich am Schweineherz und an anderen Organen angewandt, womit sie ihrem Ziel, das auch am Menschen zu praktizieren, immer näher kommen.
Das wirft natürlich auch ethische Fragen auf: Wie weit darf eigentlich der Mensch gehen im Kampf um Leben und Tod? Macht sich der Mensch damit nicht zum Gott, wenn er über Leben und Tod bestimmt, wenn er toten Herzen neues Leben einhaucht? Natürlich muss der Mensch alles daransetzen ein möglichst leidfreies, gesundes Leben zu ermöglichen und es ist zweifellos von höchster Bedeutung auch zu forschen um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, doch sollte man nicht zuerst die Konsequenzen des Handelns reflektieren? Was hätte das für Folgen, wenn man tote Herzen retten könnte? Positive, ganz klar: Menschen mit Herzinfarkt kann geholfen werden. Wenn ein 30-Jähriger mit Herzinfarkt stirbt bringt das Kummer und Elend. Ein junges Leben vergeht, was wäre es schön das retten zu können, klar! Aber gehen wir vom anderen Fall aus: alte Menschen mit vielen Gebrechen kann nicht immer geholfen werden, sie scheiden aus dem Leben, oft haben sie solche Schmerzen, dass sie sich den Tod wünschen. Wenn wir diese Menschenleben retten könnten, wäre das für sie nicht eine einzige Qual? Wer entscheidet eigentlich, wann die Methode angewandt wird, wer maßt sich an über Leben und Tod zu entscheiden?

Quelle: "Tote Herzen schlagen wieder" (Die Zeit, 14.01.2008)